Schuleo

Das Projekt Schuleo nimmt Diskriminierungserfahrungen, besonders ethno-religiöse Rassismuserfahrungen, von Schüler*innen im Sozialraum Schule am Standort Heilbronn in den Blick und möchte über unterschiedliche Zugänge privilegierte Machtpositionen kritisch thematisieren, Diskriminierungserfahrene und ihre Angehörigen beratend unterstützen und respektvolle Bildung strukturell und nachhaltig fördern. Dabei stützt sich das Projekt auf drei Bereiche:

  • Schuleo bezieht gezielt MSO’s (Migrantenselbstorganisationen) und ihre bestehende Beziehungsarbeit zu jungen Migrant*innen als Potential der Einrichtung von Empowermenträumen und Safer Spaces ein. Diese sollen die Betroffenen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken, ihre Resilienz stärken und Handlungsoptionen aufzeigen. Die Einbindung von MSO soll das Wissen nachhaltig verankern.
  • Schuleo schafft Zugänge zu Beratung und Erfassung von Diskriminierungsfällen im Sozialraum Schule. Dabei arbeitet Schuleo eng mit der lokalen Antidiskriminierungsstelle adi.hn zusammen, die kostenfrei und professionelle Beratung zur Verfügung stellt.
  • Schuleo möchte ein diskriminierungssensible Fortbildungsmodule für Mitarbeiter*innen aus Lehramt und Schulsozialarbeit entwickeln und lokal anbieten. Schulsozialarbeiter*innen und Lehrer*innen können dabei lernen, stereotypisierende Lehrinhalte zu erkennen und eigenes, diskriminierendes Verhalten zu reflektieren. Sie lernen die Sichtweisen der Betroffenen zu verstehen, eigene Vorurteile zu erkennen und diskriminierungssensible Alternativen zu üben.
  • Schuleo bringt regelmäßig Betroffene, Interessierte, Entscheidungsträger*innen und Aktivist*innen zum Themenkomplex in regelmäßigen Netzwerktreffen zusammen. Ziel soll es sein, Betroffenen- und Unterstützendennetzwerke zu gründen und diese zu stärken, sowie positive und nachhaltige Impulse für einen Strukturwandel im Schulsystem zu setzen.
  • Das Projekt möchte dem Thema zusätzlich eine breite Öffentlichkeit ermöglichen und sich mit Expert*innen und Entscheidungsträger*innen vernetzen, um damit den Diskurs zum Thema “Vielfalt und Respekt in der Schule” wertschätzend und kritisch zu vertiefen.
  • Modellhafte Ansätze und wissenschaftliche Begleitung sind Teil der Projektarbeit. So unterstützt das Heilbronner Institut für angewandte Marktforschung die Projektarbeit mit einer lokal begrenzten wissenschaftlichen Studie.
  • Die Erfahrungen aus der Projektarbeit sollen darüber hinaus dem Bündnis für ein LADG, einer Initiative der Antidiskriminierungsstellen in Baden-Württemberg, zur Verfügung gestellt werden, um die Bemühungen zur Schaffung eines starken Landesantidiskriminierungsgesetzes zu unterstützen.

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Diskriminierung kann sehr unterschiedliche Formen annehmen z.B. diskriminierende Zuschreibungen in der Sprache, Mikroaggressionen, stereotypisierte Darstellung in Schulbüchern die Vorurteile vermitteln und reproduzieren und Benachteiligungen in der Benotung.
. Oft wissen Betroffene nicht, an wen sie sich in dieser Situation wenden sollen, werden nicht ernst genommen und unternehmen häufig nichts, weil sie weitere Benachteiligungen befürchten. Dabei zeigen Studien, dass Diskriminierung die Gesundheit beeinträchtigt und den Schulerfolg maßgeblich gefährdet.
Nein! Wie groß das Problem ist, zeigt eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2017: Rund ein Viertel der Befragten gab an, Diskriminierung im Bildungsbereich erlebt zu haben. Beratungsstellen berichten, dass die Benachteiligung oft von Lehrkräften und anderem Schulpersonal ausgeht (Antidiskriminierungsstelle des Bundes 2018). Aufgrund der besonderen Machtposition wird das Thema kaum bearbeitet.
Es fehlen im Land Baden-Württemberg gesetzliche Regelungen, die Schüler*innen vor Diskriminierung schützen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) greift zwar im Arbeitsleben, gilt aber nicht für Kinder und Jugendliche an öffentlichen Schulen. Die meisten Schulgesetze der Bundesländer enthalten ein Recht auf diskriminierungsfreie Bildung oder gar ein explizites Diskriminierungsverbot. Zuständigkeiten und Befugnisse sind jedoch oft nicht geklärt, sodass Rechte nur schwer durchsetzbar sind.
In unseren Recherchen wurden wir gerne abschließend auf die “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” hingewiesen. Diese engagieren sich seit Jahren für ein rassismusfreies Schulleben. Ohne deren Leistung im Einzelfall schmälern zu wollen, wird dort erfahrungsgemäß das Thema mit sehr unterschiedlichem Engagement in peerbasierten Vielfaltsprojekten aufgegriffen. Eine Auseinandersetzung mit strukturell, stereotypisierenden Lehr- und Lernräumen findet dort selten Raum und eine kritische Selbstreflexion nicht statt. Besonders die Rolle der privilegierten Gruppen wird kaum thematisiert.
Das Projekt Schuleo möchte alle Akteur*innen mit einbinden: Schüler*innen, Familien, Schulsozialarbeiter*innen, Lehrer*innen, Schulträger und Entscheidungsträger*innen. Das Thema Rassismus und ethno-religiöse Diskriminierungserfahrungen im Sozialraum Schule soll fachlich also auch persönlich thematisiert werden und je nach Zielgruppe entsprechende Angebote geschaffen werden.